Mischerei - Tagebuch

Dieses online - Tagebuch ist (ein-)mischbar, wie ein gemütliches Gespräch an der Bar;
das Wichtigste ist der Genuss,
so purely enjoy, db

Donnerstag, 21. Mai 2009

...Ich mache meinen Weg...

... Ein knackiges Unterfangen, nach einer eigentlich einfachen Äußerung: "Ich möchte meinen eigenen Laden eröffnen", höre ich mich selbst seit vielen Jahren zu Leuten sagen, die mir das Gefühl geben, dass sie es für nicht ausreichend empfinden (in Anbetracht an deren statusgeprägten Lebenstil), wenn man sich über mich als "Barkeeper" unterhält.

Das eigenartige am Dasein eines Barkeepers ist nach meinem Empfinden, dass Freunde, Bekannte, Verwandte und der sämtliche andere Teil der Bevölkerung zwei Ansichten dieses Berufes haben. Sitzen sie an Deiner Bar - wird gestaunt, probiert, genossen, gelobt, ... "oah wow supaa lekkaa, wie kannst Du das alles!?" - hat man mal gerade keine Bar vor seinem Bauch, etwa wenn man bei Papa und Mama am Tisch sitzt, alte Schulkollegen in der Fußgängerzone die ewig gleiche Frage stellen "und, was machste??", die Ehefrau vor ihren studierten und hochwichtigen Businessfreunden prahlt, was für ein toller Barmann ich bin, - dann fühle ich mich zeitweilig ein wenig unbekleidet, wenn die immergleiche Frage auf den Tisch kommt: "Und was machst du Hauptberuflich??", nach meiner vor Leidenschaft sprießenden Antwort kommt auch schon wieder die zweite Standardfrage, als hätte sich die ganze Welt abgesprochen, Müllwagenfahrern, Toilettenreinigern, Bahnkontrolleuren und Barkeepern immer die eine bohrende Frage zu stellen: "Und was machst du, wenn du älter wirst??"


"Wenn ich groß bin, möchte ich Feuerwehrmann werden, oder Pilot, oder Doktor...". Kein, oder fast kein Kind auf der Welt bekommt eingetrichtert, dass Barkeeper ein ebenso ehrwürdiger Beruf sein kann, und der Besitz eines dem Aufwand entsprechenden Arbeitsplatzes, sprich eine Bar zu besitzen, nichts mit Kneipe zu tun hat, weil man Spass an nur fünf Gästen hat, die jeden Nachmittag kommen und für zwanzig € Bierchen schlürfen und jeden Tag den gleichen Salmones von sich geben, so lange, bis einer von ihnen verstirbt, und die nächste Generation nachrückt.


Eine Bar zu besitzen ist ein Privileg, das auf einer Dienstleistung beruht!


"Wenn ich dreißig bin, mache ich einen Laden auf", das sage ich seit zehn Jahren. Jetzt bin ich dreißig, habe einfach nie ein anderes Ziel genannt und es ist ok so.

Viele Leute aus dieser Szene behaupten während ihrer Feierabendgespräche, Imponiergetue, und sonstigen zielorientierten Gesprächen, dass sie eines Tages eine Bar aufmachen werden.

Bin ich zufällig der, oder einer der Gesprächspartner, geht mir immer, wie eingebrannt die Rolle des Taxifahrers in "Colleteral" mit Tom Cruise als Auftragskiller durch den visionellen Teil meines Hirns. Diese Aussage, "irgendwann werde ich mal", oder auch "once I will", ist ungefähr so charakterstark wie Toilettenpapier und ausdrucksstark wie ein Grashalm. Sie hat einfach nichts mit Zielsetzung zu tun, sondern ist der schwammige Schutzschild für ein angreifbares Ego.


Ich mache meinen Weg, auch wenn ich gerade täglich spüre, was hinter der Aussage stehen kann, dass man einen Laden eröffnet. Seit acht Jahren bereite ich mich darauf vor - aber manchmal denke ich, was weiß ich eigentlich? Es geht immerhin um einen wirtschaftlichen Betrieb, mit Auflagen, Bedingungen, Mitbewerbern, Sollprognosen und Kosten-Leistungsrechnung. Ob ich Schrauben darin verkaufen möchte, oder Cocktails, ist erstmal egal.


An dieser Stelle bin ich gerade, Infos einholen, nichts Verbindliches abmachen, Kosten betrachen, Zielgruppen erforschen, Stadtteile erkunden, Geschichte und Gegenwart zu Prognosen verstricken, telefonieren, Kontakte klarmachen, politische Strukturen einberechnen, schreiben, lesen, vergleichen, abwägen und ja nix anfassen.


Was ist das Beste, was ich für mein derzeit nicht vorhandenes Kapital bekommen und machen kann??


bald mehr dazu..., db

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