Mischerei - Tagebuch

Dieses online - Tagebuch ist (ein-)mischbar, wie ein gemütliches Gespräch an der Bar;
das Wichtigste ist der Genuss,
so purely enjoy, db

Mittwoch, 22. Juli 2009

kalte Füße

Viel Zeit ist verstriffen, viel Wasser die Ruhr hinab gelaufen.
Nach vielen Verhandlungen mit den Ladenbesitzern, der gebundenen Brauerei, Beratern und letztlich auch der Landesbank steht die Übernahme kurz bevor.
Jetzt könnte ich voller Euphorie schreien und unterschreiben. Wenn da nicht dieses quälende Gefühl von Bedenken wäre. Völlig gelähmt eine letzte Entscheidung zu treffen. Einer Frau am Tisch des Standesamtes "Ja" zu sagen ist um ein Vielfaches einfacher, (und auch leichter wieder zu revidieren).
Die notwendigen Liquiditäten wurden bereitgestellt, der Ladenpreis auf die Hälfte heruntergeschraubt, Freunde, Verwandte und Bekannte warten auf´s große Eröffnungspicheln, potenzielle Angestellte warten auf ihren Einsatz, Druckvorlagen warten nur auf einen Mausklick; ich traue mich nur einfach nicht eine einsilbige Aussage der Entscheidung über meine Lippen zu bringen.
Kein anderes Objekt kam für mich in Frage, auch wenn mir als Barmeister IHK in aktueller wirtschaftlicher Situation im 10 tagesRythmus Bars, Restaurants, Cocktailschulen und Ideen zur Übernahme vorgeschlagen werden.

Der angedachte Laden ist eine attraktive Mischung aus Café, Restaurant, Bar und Lounge, also wie ein nagelneuer Golf mit schönen Felgen - gefällt jedem. Für das Duisburger Publikum eine gute Voraussetzung, wenigstens mal hereinzuschauen. Nix Spezifisches, keine Szene - keine Überforderung.

Mit dieser Gegebenheit kann ich mir mein Barkulturklientel heranziehen und später eine Spezialitätenbar eröffnen. Aber Duisburg ist nun wirklich nicht die Stadt der Barkultur. Wenn man das Wort Cocktailbar ausspricht, erhält man wie suggestiv vorgeschrieben als ersten Wissensvergleich des Gegenübers den Namen "Daktari" in Essen genannt.
Dieser 35 qm große Laden ist ca. 8 Jahre alt, wurde niemals verändert, spricht aber in Sachen Konzepttreue 100% für sich und jeder junge Mensch in Ruhrpott-ciddy war schon mal da. im Daktari, Safari-look, grooße Cocktails mit viel Obstsalat, blinkenden Eiswürfeln und günstigem Preis.
Ein Name, viel Klischee, keine wirkliche Kultur, nur Saft.
Diese Gegend ist nicht leicht, wenn man Genuss aus Leidenschaft bieten möchte - daher kommt meine Unfreude einer Entscheidung.

Duisburg ist eigentlich wirtschaftlich und Barkulturtechnisch "am arsch". Soll ich mich also wirklich für zehn Jahre verschulden, Schweiß und Blut investieren, um eventuell davon leben zu können. Dieser Laden soll ja auch nicht mein letzter sein, d.h. ich muss Gewinne erzielen, um mich erweitern zu können.

Andererseits schwitzen zur Zeit alle anderen Städte genauso an Ihrer Wirtschaft, (außer Hamburg und Münster http://www.capital.de/politik/100023570.html . Münster?? Meine alte Heimat, wo ich aber keine Kontakte mehr habe, die Szene schon zehn Jahre nicht mehr beobachtet habe, aber die Stadt ein kleines Paradies ist für Genießer, Partypeople, Kulturbegeisterte und Mittelständler.

Quo vadis, daniel??

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