Mischerei - Tagebuch

Dieses online - Tagebuch ist (ein-)mischbar, wie ein gemütliches Gespräch an der Bar;
das Wichtigste ist der Genuss,
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Dienstag, 11. Mai 2010

Fortsetzung: Galerie Bremer

Eine Woche ist vergangen, Erholung von der Messe, einige Aufträge, und ein kleiner Computervirus haben meine Schreibarbeit ein wenig in Verzug gebracht.
Aber, wie angekündigt, wird mein Eindruck der Galerie Bremer hiermit fortgesetzt.
Nach der Barzone-Messe, vor Abfahrt meines Zuges in die Heimat, habe ich es geschafft, ein "Interview" mit dem letzten Betreiber der legendären Galerie Bremer, Rolf Rohlow, zu bekommen.

Noch am Dienstag morgen, am Ufer der Spree auf dem Messegelände telefonierten wir ca. eine halbe Stunde und verabredeten uns dann für Mittwoch um 18.00 im Winkler´s, einem bezaubernden kleinen Edelrestaurant auf der Leibnizstraße. Rolf bat mich, auch meinen Onkel mitzubringen, da er auf etwa die gleiche Musik- und Kunstgeschichte zurückschaut, wie mein Onkel.
Es ergaben sich fast drei Stunden voll Inspirations- und Kulturkitzel.
Rudolf van der Lak gründete mit seiner Frau Anja Bremer 1946 die Galerie und wollte darin eine "Klubbar" im Hinterstübchen betreiben. Kein geringerer als der Architekt Hans Scharoun entwarf ihm sein Ambiente, welches schon Willy Brandt zur Wahl seines Lieblingssofas anregte und viele internationale Stars und Sternchen beherbergte und dahinfließen ließ. Das Wohnzimmer Berlins, mit einem legendärem Gästebuch.
Das Archiv dieser Galerie ist gesättigt von über sechzig Jahren, und vier Generationen mit Gästen und Kunstinteressierten.
Nachdem Herr van der Lak über zwanzig Jahre nach seiner Frau verstarb, wurde es schon 2005 von Rolf Rohlow, Genießer und Bietender von Kunst und Kultur fortgeführt.
Rolf schaffte es, die Galerie und die Bar zeitgemäß an heutige Anforderungen anzupassen, und den Wandel der Zeit an sein Gastbild zu übertragen. Auch Stars der heutigen Zeit kamen an seine Bar und bewunderten die angebotenen Künste zum Klang seiner Musikauswahl.
Leider nagt der Zahn der Zeit allerdings auch an den tollsten Plätzen der Welt, und somit stand Rolf zu Anfang dieses Jahres vor der Wahl, ohne Unterstützung des Vermieters sämtliche Restaurationen selbst durchzuführen, oder den Platz mit einem weinenden Auge zu räumen.

Als Stammgast Udo Walz davon hörte, übernahm er die Zügel des sattellosen Gauls und renovierte nach seinem Gusteau.
Aber die Scharounausstattung wollte er nicht, doch dieses Kulturgut auf den Sperrmüll zu werfen war keine Alternative, somit entfernte Rolf Rohlow jedes kleine Detail, jede Platte, jedes Riemchen, jede Schraube mit Foto- und Graphikdokumentation, um die Szene 1:1 an geeigneter Stelle wieder einzupflanzen.
Laut Rolf wird dieser Herbst für die Neueröffnung DER Galerie Bremer mit original "Klubbar" angezielt. Da er keinen Milimeter der Ausstattung an- oder abschneiden möchte, ist die Suche nach der optimalen Räumlichkeit keine leichte, aber er hat sie gefunden... aber außer der groben Ansage "am Ku-Damm" lässt er keine genaue Information über seine Lippen schwellen. Mit seinem gesammelten Verteiler wird er den Laden ins Leben zurückholen.
Die Bar wird in ehrenhafte Hände gegeben, da sein Herz an der Kunst und der Musik hängt, "die Bewirtung der Gäste machen andere besser als ich", laut Mini-Info liegt großes Pachtinteresse bei einem der hochwertigsten Münchner Gastronomen. Noch sind die Verträge aber nicht geschrieben - es kann also wieder spannend werden bei der Wiedergeburt der wahrscheinlich schönsten und historischsten Bar Deutschlands.
Und ich glaube daran, denn Rolf Rohlow ist für mich ein kleiner Junge mit glänzenden Augen und fünfzig Jahren Lebenserfahrung. Sein Herz spricht in Bildern und sein Mut ist unzähmbar. Ich drücke ihm für diese Aufgabe alle Daumen und biete meine Unterstützung aus dem Westen...
Vielen Dank für diese Inspiration Herr Rohlow...

 

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